Angekommen in Wuppertal - Das Gedicht

Angekommen in Wuppertal.

2002 - Das Jahr der Euro-Einführung,

Zu der Zeit waren nicht so hohe GEZ-Gebühren,

Ich war frisch und jung, ein bisschen leichter und geil,

Sagte mein Bauchgefühl: fahre doch nach Wuppertal.

Im Flüchtlingslager Unna-Massen,

In einem Flüchtlingswohnheim,

Sind wir gegangen ohne Masken

Damals war das eigentlich normal.

Düsseldorf kommt nicht in Frage,

Kölle is' jeschlosse,

Ich bekomme meine erste Geldzulage

Und hab meine Jugend genossen.

Dies und jenes, neue Schuhe,

Neues Leben - neue Stadt,

Wilder Westen, Sprachkursschule,

Gute Zeit und schöner Start.

Wuppertal-Hauptbahnhof unter der Schwebebahn,

Ich gehe die Strasse entlang

Beim leeren Tank

Und brachte mich zur Verwirrung

Der unheimlich starke Dönergestank.

Ich war gewohnt in der Ukraine

Zum Geruch der Benzin und Staub,

Verdreht im Kopf, verwirrt im Sinne,

Verstreut, wie Sand am Meeresstrand.

Aber die freundliche Menschen

Haben uns den Weg gezeigt,

Wo die Strasse zum Rathaus führt,

Sie ließen uns genügend Zeit,

Das hat mich wirklich tief ins Herzen berührt.

Und der Beamte von der ARGE

Hat streng nach Bescheinigung gefragt,

Ich dachte, Bescheinigung wäre sein Name,

Und hab mich voll im Inneren gelacht.

Die erste Wochen im August 2002,

Ich wusste nicht wo ist Nord, wo ist Süd,

Und war nicht komplett vom Heimweh frei,

Meine Gedanken hat Vergangenheit entführt.

Der Umzug ist wie Umbruch,

Als man 18 Jahre alt ist,

Aus einem Pazifisten wird ein Nihilist,

Aus einem Egoisten wird ein Hedonist,

So wie das Leben hier ist.

Als ich nach Deutschland kam, wusste ich nur:

"Guten Tag!", "Danke Schön!", "Hände hoch!" -

I tried to speak German so hard,

That I decided, to find me some Job.

Ich fragte Herrn Hausmeister,

Ob man paar Taler verdienen darf,

Ob man die Sprache vertiefen kann,

Dabei handwerklich wat lernen kann?

Er sagte OK und wir zogen los,

140 Quadratmeter vom Laminat,

Er schmiss 2 mal den Hammer in meine Richtung,

Damit ich alles verstanden hab.))

Der beste Sprachkurs ist die Arbeit,

Die beste Interaktion ist ein Konflikt,

Der beste Trigger ist die Armut,

Die dich nach unten druckt, umbringt.

Es war genug in meinem Leben,

Enttäuschung, Liebe, Mut und Wahn,

Und ganze Zeit auf allen Wegen

Flog über Köpfen Schwebebahn.

Und trotz all diesen Schwierigkeiten,

Verzweiflung, Ärger und Demut.

Ich hatte wirklich schlechte Zeiten,

Die waren eigentlich ganz gut.

Wuppertal, den 01.12.2020 Constantine Sommer